Müde, schlapp, lustlos, depressiv… kein Wunder, wenn man einen Blick auf die Welt wirft:  Nachrichten über Kriege, Terroranschläge, Inflation, Naturkatastrophen und Klimawandel sind ein massiver Angriff auf unsere Lebensfreude und Energie. Doch auch die Corona-Pandemie hat nach wie vor Einfluss auf das Befinden der Menschen. Immer noch klagen viele über permanente Erschöpfung bis hin zu hartnäckigen Long Covid-Symptomen. Keine Frage: Infektion, Impfung, Isolation und Maskentragen haben unser Immunsystem nachhaltig verändert. Allein im Dezember litten knapp 10 Prozent der Bundesbürger unter Atemwegsinfekten, Dunkelziffer unbekannt. Eine laufende Nase, Husten oder Niesen im Umfeld – und schon geht man in Deckung. Einer meine Patienten kam tatsächlich mit einer Maske in die Sprechstunde, auf der stand: kein Corona, nur Vorsicht. Eine sympathische Geste, man nimmt mehr Rücksicht, versucht sich und die Umwelt zu schützen, auch wenn es nur eine kleine Erkältung ist. 

Doch was kann man sonst noch tun, um sich zu schützen? Ja, mehr noch: um das Immunsystem wieder auf zu Trab bringen, mit neuem Elan den Alltag zu bewältigen – rauszukommen aus dem Dauertief von Müdigkeit und Erschöpfung? Natürlich braucht jeder Patient eine ganz individuelle Behandlung seiner Beschwerden, dennoch gibt es ein paar Maßnahmen, die für uns alle gelten:

Ein gesunder Darm, leistungsstarke Ausleitungsorgane wie Leber oder Niere, angemessene Bewegung, vollwertige Ernährung sowie ein ausgeglichenes Säure-Basen-Verhältnis und ein funktionierendes Hormonsystem sind wichtige Grundpfeiler für mehr Energie, Lebensfreude und Wohlbefinden.

Hier ein paar Tipps aus meiner Praxis, die sich prima in den Alltag integrieren lassen:

Darm: eines unserer wichtigsten Organe – entscheidende Bausteine für  Immunsystem, Psyche, Hormonhaushalt und Nährstoffverwertung haben hier ihren Ursprung. Deshalb können Probiotika – vor allem nach Antibiotika-Einnahme – einen wertvollen Dienst zum Schutz und Wiederaufbau der Darmflora leisten. Oft macht eine Stuhlanalyse im Labor Sinn, sie ermöglicht einen differenzierten Blick auf Entzündungsgeschehen, Immunschwäche, Fehlbesiedlungen und Insuffizienzen.

Leber: der Schmerz der Leber ist die Müdigkeit – die Leber ist ein Hochleistungsorgan, unter anderem verantwortlich für zahlreiche Stoffwechselprozesse und die Ausleitung schädlicher Substanzen und Umweltgifte. Wenn dieses Organ durch negative Einflüsse zu stark belastet wird, kann es nicht mehr seinen eigentlichen Aufgaben nachkommen und neue „Baustellen“ im Körper tun sich auf.  Deshalb sind Stärkung und Regeneration der Leber (z.B. mit Phytotherapie oder Homöopathie) ganz wichtige Maßnahmen.

Nieren: auch sie leisten Großes, in dem sie Schadstoffe aus dem Blut filtern, welche über den Urin ausgeschieden werden, sie kontrollieren den Elektrolyt- und Wasserhaushalt und sind an der Blutdruckregulierung beteiligt. Ausreichendes Trinken von Wasser und Kräutertees unterstützt diese Prozesse, eine Kur z.B. mit pflanzlichen Urtinkturen, Homöopathie, Cranberrys oder D-Mannose können zusätzlich die Harnwegsfunktion verbessern. So lassen sich auch Blasenentzündungen und die damit häufig verbundenen Antibiotika-Gaben vermeiden. 

Haut: die Haut ist unser größtes Atmungsorgan, Unreinheiten oder chronische Hauterkrankungen sind häufig ein Anzeichen für innere oder äussere Störungen also sollten sämtliche Pflegeprodukte mit Achtsamkeit eingesetzt werden. Zusatzstoffe in Kosmetika können einen nicht unerheblichen Einfluss auf den gesamten Stoffwechsel und das Hormonsystem haben (viele Cremes enthalten hormonähnliche Substanzen). Auch Tatoos, die ja immer mehr verbreitet sind, enthalten toxische Substanzen, die der Körper über die Lymphe abzubauen versucht. Umgekehrt kann die Haut aber auch Schadstoffe ausscheiden, z.B. über vermehrtes Schwitzen in der Sauna oder bei Infektionen. 

Lymphatisches System: es zählt zum Immunsystem und ist ebenfalls wichtig für Ausleitung und Reinigung. Ist das Lymphsystem überlastet, kommt es zu Schwellung der Lymphknoten und einer Schwächung der Immunabwehr. Viele Menschen haben – unwissentlich – eine vergrößerte, „gestresste“ Milz, die ebenfalls zum Lymphsystem gehört: hier findet eine Art Blutmauserung statt, veraltete und nutzlose Blutkörperchen werden abgebaut. Nach schweren Infekten muss die Milz Höchstleistungen bringen, weshalb eine naturheilkundliche Unterstützung von großer Bedeutung sein kann.

Hormonsystem: Krankheiten, Stress, Hormonpräparate und zahlreiche Umwelteinflüsse bringen die Hormone aus dem Gleichgewicht. Solange z.B. Darm und Leber gut funktionieren,  kann der Körper ein hormonelles Gleichgewicht selbst wieder herstellen. Ist das komplexe Zusammenspiel von Organen und einzelnen Hormonbereichen jedoch gestört, kommt es häufig zu Schlafproblemen, Schilddrüsenerkrankungen, Stimmungsschwankungen, Zyklusstörungen und anderen gesundheitlichen Problemen. 

Säure-Basen-Haushalt: die meisten Menschen sind sauer – häufig auf körperlicher und emotionaler Ebene: Stress, Ärger, Schlafmangel, Entzündungen, falsche Ernährungsgewohnheiten übersäuern das gesamte System. Hier können basische Fuß- oder Vollbäder als erste Hilfsmaßnahme sehr effektiv sein. Aber auch eine Ernährungsumstellung auf basische Lebensmittel sowie eine Kur mit Basenpulvern sorgen für mehr Wohlbefinden auf allen Ebenen.

Grundsätzlich ist eine abwechslungsreiche und hochwertige Ernährung ein wichtiger Pfeiler für körperliches Wohlbefinden – leider ist diese im heutigen Alltag nicht immer durchzuhalten. Deshalb hier noch ein paar Tipps, wie man das Immunsystem einfach und nachhaltig unterstützen kann.

Vitamin D: weniger als 40 Prozent der Erwachsenen waren 2016  laut RKI ausreichend mit dem Sonnenvitamin versorgt, dabei stärkt es Immunsystem und Psyche, unterstützt den Knochenstoffwechsel und zahlreiche andere Prozesse im Körper. Täglich mindestens 1000 – 2000 Einheiten (vor allem in den dunklen Wintermonaten) sind empfehlenswert.

Omega 3: sollte als Öl oder Kapsel in keinem Haushalt fehlen. Es unterstützt Herz-Kreislauf-Funktion, Darmschleimhaut, Gelenke, Hirnleistung, Hormonsystem und ist ein hilfreicher Begleiter bei Entzündungen und zahlreichen chronischen Erkrankungen. Achtung: bei Einnahme von Blutverdünnern und Herzerkrankungen Rücksprache mit dem Arzt/Therapeuten wegen der Dosierung halten.

Erholungspausen: „Waldbaden“ ist in aller Munde – man mag es nennen, wie man will: Ein Spaziergang in der Natur und an der frischen Luft ist auf jeden Fall Balsam für Körper, Geist und Seele. Der Kreislauf kommt in Schwung, die Gedanken können fließen und man gewinnt ganz schnell Abstand vom Alltagsallerlei. Ebenfalls ein „Energie-Booster“ ist der so genannte Power-Nap – ein kurzes Mittagsschläfchen lädt die körpereigenen Batterien auf und verschafft neue Energie für den restlichen Tag.

Davon abgesehen freut sich unser Körper über einen stabilen Rhythmus: Regelmäßige Essens- und Schlafenszeiten stabilisieren das Immunsystem – wer z.B. im Schichtdienst arbeitet, leidet deutlich häufiger unter einer Nebennierenschwäche mit Schlafstörungen und Erschöpfungszuständen.

Noch ein Wort zu Nahrungsergänzungsmitteln: nicht immer ist es sinnvoll, Vitamine und Spurenelemente einzunehmen. So sind z.B. B-Vitamine wichtig für Haut, Nerven und Blutbildung, aber eine Überdosierung kann genauso schädlich sein wie ein Mangel. Zink hilft prima bei Entzündungen und Infekten – doch die Dosierung muss passen. Lieber mal die Werte im Blutbild checken lassen, dann ist man auf der sicheren Seite. Und last but not least: „One apple a day keeps the doctor away“ – an dieser alten Weisheit ist viel dran, Äpfel (mit Schale) enthalten wertvolle Vitamine und Nährstoffe, unterstützen die Darmflora und helfen gegen den kleinen Hunger zwischendurch.