„Das Wetter macht mich ganz krank.“ Wer von uns hat das nicht schon von sich behauptet? Zu viel Regen, Sonne oder Sturm, ein Hoch- oder Tiefdruck-Ausläufer – die meisten Menschen reagieren auch körperlich auf das Wetter. Deshalb: Viele interessieren sich inzwischen mehr fürs „Bio-Wetter“ als für die Temperaturen und Niederschläge der folgenden Tage. Doch kann das Wetter überhaupt krank machen?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, das Wetter selbst macht nicht krank! Aber: Das Wetter hat durchaus einen Einfluss auf das Wohlbefinden – bestehende Krankheiten können verbessert oder auch verschlimmert werden. Gesundheitsexperten unterscheiden hier drei verschiedene Typen: Die Wetterreagierenden, die Wetterfühligen und die Wetterempfindlichen.

Ganz klar: alle Menschen reagieren auf das Wetter – selbst diejenigen, die das vehement bestreiten. So steigt beispielsweise bei Sonnenschein zwangsläufig die Laune, da viel mehr von dem körpereigenen Glückshormon Serotonin ausgeschüttet wird. Wetterfühlige Menschen hingegen haben in der Regel ein besonders empfindliches vegetatives Nervensystem – das bedeutet, dass sie schneller auf äußere Reize wie Luftdruck oder Temperaturschwankungen reagieren.  Das kann zu Müdigkeit und Konzentrationsproblemen, Angeschlagenheit oder Schlafstörungen führen. Wetterempfindlich sind alle Menschen, die bereits unter bestehenden Erkrankungen wie Rheuma, Heuschnupfen, Depressionen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden. Für die Betroffenen ist es wichtig zu wissen, was die verschiedenen Wetterlagen in ihrem Körper auslösen und vor allem, was sie für mehr Wohlbefinden und weniger gesundheitliche Beeinträchtigungen tun können.

Rheumatiker lieben Wärme

Wenn es warm und trocken ist, geht es Rheumatikern in der Regel deutlich besser als bei Kälte und Feuchtigkeit. Ob das Wetter sich tatsächlich unmittelbar auf die Gelenke auswirkt, ist umstritten. Fest steht, dass Wärme die Blutzirkulation verbessert und die Schmerzen lindert.  Darüber hinaus produziert der Körper bei Sonne mehr Vitamin D, wodurch der gesamte Knochenstoffwechsel optimiert wird. Eine negative Rolle dürfte die mangelnde Bewegung bei schlechtem Wetter spielen – wer bei Kälte und Regen lieber auf dem Sofa bleibt, baut Muskeln ab, die Gelenke werden steifer – ein Teufelskreis für alle Menschen mit rheumatischen Erkrankungen.

Für das Herz-Kreislauf-System spielt das Wetter in jedem Fall eine bedeutende Rolle: Bei Kälte verengen sich die Gefäße und der Blutdruck steigt an – somit wächst auch das Risiko für Herzinfarkte, Thrombosen oder Schlaganfälle. Sommerliche Temperaturen hingegen sorgen für eine Erweiterung von Adern und Venen – für Menschen mit Bluthochdruck ist das oft eine Erleichterung.  Bei niedrigem Werten kann es jedoch aufgrund einer verminderten Durchblutung zu Schwindel, Erschöpfung, Müdigkeit und Kopfschmerzen kommen.

Wer unter Heuschnupfen leidet, freut sich über jeden Regenschauer. Denn bei trockener Luft – und noch schlimmer – heftigen Winden leiden Pollenallergiker ganz besonders. Für sie ist ein Blick auf die Biowetter-Prognosen besonders hilfreich: Wenn starker Pollenflug angesagt ist, vermeidet man möglichst den Aufenthalt im Freien – ein Spaziergang im Regen bringt hier mehr Segen. Dieser empfiehlt sich übrigens auch für Menschen mit Depressionen. Gerade wenn es draußen kälter, nasser und dunkler ist, verkriechen sich die Betroffenen häufig in ihren eigenen vier Wänden und verstärken somit möglicherweise ihr Leiden. Bekommt der Körper nämlich zu wenig Sonnenlicht, wird vermehrt das Schlafhormon Melatonin produziert. Gleichzeit reduziert sich das Glückshormon Serotonin – das Stimmungsbarometer sinkt somit weiter in den Keller.

Auch die Sonne hat ihre Schattenseiten

Nun ist die Sonne kein Heilmittel gegen alle möglichen Beschwerden – sie hat durchaus ihre Schattenseiten: So leiden viele Menschen vor allem im Sommer unter Herpes – starke Sonneneinstrahlung ist eben auch ein Stressfaktor, der die schmerzhaften und juckenden Bläschen rund um den Mund zum Erblühen bringen kann. Ganz zu schweigen vom Sonnenbrand  auf der Haut – bei wolkenlosem Himmel und glühender Mittagshitze  sollte man sich den gefährlichen UV-Strahlen keineswegs aussetzen. Auch eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor ist kein sicherer Schutz gegen irreparable Hautschäden.

Ein Thema mit immer größerer Bedeutung ist die Ozon-Belastung der Luft. Der so genannte Sommersmog entsteht durch verstärkte UV-Strahlung im Zusammenhang mit Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen – das Reizgas dringt in die Lungen ein und kann dort Entzündungen hervorrufen, außerdem reizt es die Augen und löst Kopfschmerzen aus. Auch hier bleibt Betroffenen lediglich der Aufenthalt in geschlossenen Räumen oder das Ausweichen auf weniger belastete Ortschaften. Sport und andere Anstrengung verlegt man am besten in die frühen Morgen- oder späteren Abendstunden, wenn die UV-Strahlung vermindert ist.

Besonders empfindliche Menschen spüren einen Wetterwechsel bereits ein, zwei Tage vorher: Ursache hierfür scheinen stärke Luftdruckschwankungen zu sein, die die empfindlichen Rezeptoren der Blutgefässe reizen und somit den Kreislauf durcheinander bringen können.

Um sich nicht von den permanenten Wetterschwankungen umwerfen zu lassen, empfiehlt sich eine strategische Abhärtung durch Wechselduschen, Sauna, Kneippgüsse oder Thermalbäder.  Hilfreich sind natürlich regelmäßiger Sport und Bewegung an der frischen Luft – und zwar bei jedem Wind und Wetter. Besonders effektiv sind neue Klimareize – wer seinen Urlaub am Meer oder in den Bergen verbringt, reagiert langfristig stabiler auf Temperatur- und Klimaveränderungen. Darüber hinaus sollte bei extremen Wetterverhältnissen auf Alkohol, Nikotin, Stress und zu viel Koffein verzichtet werden – so vermeidet man zusätzliche Belastung für den ohnehin instabilen Kreislauf. Und wenn Sie sich mal wieder so richtig down fühlen, trösten Sie sich damit, dass der Körper es genauso macht wie das Wetter: Auf jedes Tief folgt auch wieder ein Hoch. Wenn das keine sonnigen Aussichten sind…

Syke Brandt arbeitet seit über 30 Jahren als Journalistin und Autorin, vor allem im Gesundheitsbereich. 2006 verlegte sie ihren Schwerpunkt auf die Naturheilkunde mit der Ausbildung zur Heilpraktikerin und Klassischen Homöopathin, seit 2011 betreibt sie eine eigene Praxis.