Wenn Hasel, Erle, Esche und Birke ihre ersten Pollen in die Frühlingsluft schütteln, beginnt für Millionen Menschen eine Zeit des Leidens: Triefende Nasen, juckende Augen, quälende Atemnot – jeder dritte Bundesbürger schlägt sich mit einer Allergie herum, davon fast die Hälfte mit Heuschnupfen. In der Hochsaison atmen wir täglich rund 8000 Blütenpollen ein, für einen Allergiker genügen bereits ganz wenige, um eine heftige Abwehrreaktion im Körper auszulösen.

Doch was genau ist eigentlich eine Allergie und warum reagieren immer mehr Menschen so heftig auf bestimmte Substanzen? Beim Kontakt mit normalerweise harmlosen Umweltstoffen (Allergenen) wird beim Allergiker das Immunsystem genauso hochgefahren wie in der Abwehr von Krankheitserregern oder Giften: es kommt zu Schwellungen oder Rötungen, den typischen Symptomen einer Entzündung. Betroffen sind vor allem Haut und Schleimhäute, die Patienten reagieren mit Niesen, Schnupfen, tränenden Augen, Husten bis hin zum Asthma bronchiale. Bei chronischen Allergien entwickeln sich darüber hinaus häufig andere körperliche Beschwerden, wie Depressionen, Erschöpfungszustände oder Gelenkschmerzen.

Heuschnupfen kann verschiedene Ursachen haben

Dass es hierzulande immer mehr Allergiker gibt, hängt viel mit unserem Alltag und der Umwelt zusammen: Übertriebene Hygiene und Sauberkeitsstandards unterfordern das Immunsystem. Auch der Rückgang parasitärer Erkrankungen – so begrüßenswert er auch sein mag – hat dafür gesorgt, dass die sogenannten IgE-Antikörper auf andere Auslöser „anspringen“. In Ländern mit geringen Hygienestandards sind Allergien längst nicht so verbreitet wie in den westlichen Industrienationen. Ein weiteres Problem ist die Umweltverschmutzung, häufig verbinden sich Allergene mit Feinstaub und dringen so in tiefere Lungenabschnitte vor – ein zusätzlicher Angriff auf die ohnehin belasteten Atmungsorgane. Desweiteren sorgen Faktoren wie Rauchen, Stress, Medikamentenmissbrauch oder auch Junkfood für eine Schwächung des Immunsystems in Verbindung mit einer erhöhten Allergiebereitschaft.

Einige dieser Umweltfaktoren lassen sich von den Betroffenen vermeiden, auf andere jedoch hat man nur wenig Einfluss. Entscheidend ist also, für sich die richtige Allergietherapie zu finden. Schulmedizinisch behandelt man die akuten Symptome vor allem mit Antihistaminika oder Kortison –  beide Mittel wirken entzündungshemmend und sorgen für schnelle Erleichterung. Allerdings haben sie dauerhaft angewandt  auch Nebenwirkungen wie z.B. Müdigkeit, Sehstörungen und Mundtrockenheit bei den Antihistaminika oder Gewichtszunahme, Osteoporose und Bluthochdruck beim Kortison. Langfristig versucht man deshalb, die Allergie mit einer Hypo- bzw. Desensibilisierung in den Griff zu bekommen. Hierbei werden dem Körper regelmäßig die allergieauslösenden Substanzen in Minimaldosis zugeführt, so dass sich das Immunsystem langsam an den allergenen Stoff gewöhnt und nicht mehr so heftig überreagiert. Oft werden damit sehr gute Erfolge erzielt, es kann aber auch sein, dass es lediglich zu einem Wechsel des Allergens kommt, so dass beispielsweise die Pollen durch Hausstaub oder Tierhaare abgelöst werden.

Kontakt mit Allergieauslösern vermeiden

Auf jeden Fall hilfreich ist, den Kontakt mit allergieauslösenden Substanzen  zu vermeiden: so macht es Sinn, sich vor dem Zubettgehen die Haare zu waschen, um die tagsüber angesammelten Pollen nicht im Schlaf einzuatmen. Auch sollte das Fenster – trotz angenehmer Außentemperaturen – nachts lieber geschlossen bleiben.  Beim Aufenthalt im Freien empfiehlt sich, eine (Sonnen-)brille zu tragen, um den Pollen weniger Angriffsfläche zu bieten. Regelmäßige Nasenduschen mit Salzwasser spülen nicht nur die Allergene fort, sondern pflegen auch die angegriffene Nasenschleimhaut.

Homöopathische Mittel wie Euphrasia, Allium cepa oder Sabadilla können in der Akutphase ebenfalls Erleichterung bringen, langfristige Erfolge werden mit individuellen Konstitutionsmitteln angestrebt. Sowohl prophylaktisch als auch akut lassen sich Allergien mit Akupunktur behandeln: Dabei werden bestimmte Punkte aktiviert, um das Immunsystem zu stärken und Störungen zu beseitigen.  Leider etwas in Vergessenheit geraten ist ein Mineral, das in früheren Jahren erfolgreich, kostengünstig und gut verträglich in der Bekämpfung von Allergien zum Einsatz gekommen ist: das Calcium. Seine Ionen senken nämlich die Durchlässigkeit der Gefäßwände für den Botenstoff Histamin, den Hauptauslöser für allergische Reaktionen. Somit können die Beschwerden oft bereits im Vorfeld unterbunden werden.
Bei all diesen Therapieformen sollte man jedoch bedenken, dass lediglich die Allergiesymptome behandelt werden.

Auch wenn Allergene wie Pollen, Tiergifte, Metalle oder Nahrungsmittel zunächst Auslöser einer allergischen Reaktion sind, die Ursache liegt häufig ganz woanders – und zwar im Darm.  Immerhin sind hier 80 Prozent des Immunsystems verankert: bei einer durch falsche Ernährung und Schadstoffe (z.B. Antibiotika)  belasteten Darmflora ist die Abwehrfunktion oft erheblich gestört, so dass es zu Fehl- und Überreaktionen kommen kann. Deshalb ist eine umfassende Darmsanierung, verbunden mit einer ausgewogenen Zufuhr von natürlichen Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen, eine ganz wichtige Grundlage in der Allergiebehandlung. Therapieunterstützend sind Entgiftungs- und Entsäuerungskuren, die die Ausscheidungsorgane aktivieren und belastetes Zellgewebe umstimmen. Auch sollten Störfelder wie chronische Entzündungen und Zahnherde beseitigt werden, da sie eine permanente Herausforderung für das Immunsystem darstellen. Wenn man das „Übel“ auf diese Weise an der Wurzel packen kann, bestehen durchaus Chancen, den Pollen künftig trockenen Auges und mit freier Nase entgegenzutreten.

Syke Brandt arbeitet seit über 30 Jahren als Journalistin und Autorin, vor allem im Gesundheitsbereich. 2006 verlegte sie ihren Schwerpunkt auf die Naturheilkunde mit der Ausbildung zur Heilpraktikerin und Klassischen Homöopathin, seit 2011 betreibt sie eine eigene Praxis.